 2003
- China
Wladiwostok-Harbin (China)
Vor 3 Monaten beendeten wir die Promotiontour New Generation Click 2002
in Vladivostok, doch ist das Erlebte noch sehr präsent, wobei in
der Erinnerung die positiven Eindrücke überwiegen und somit
war es ein Freudentag am 18.01.2003 wieder
am Endpunkt der
1. Etappe angelangt zu sein, um einen erfolgreichen Start für die
nun folgende Tour durch das Reich der Mitte vorzubereiten.
Mit der Ankunft nach 12 Stunden Flugzeit, wofür wir mit dem Truck
fast 90 Tage gebraucht hatten, begann eine einwöchige Eiszeit. Die
Temperaturen immer zwischen -15 und -30°C sind für einen Mitteleuropäer
kaum zu ertragen, doch sieht man auch die Russen, für welche dieser
Zustand alljährlich wiederkehrt, in dicken Pelzmänteln und Schapkas
frieren. Selbst diese Umstände halten die Russen nicht davon ab,
stundenlang auf dem Eis des Japanischen Meeres zu verharren und auf das
Anbeißen von winzigen Fischen zu warten.
Einzige moralische Unterstützung kommt hierzu aus der Wodkaflasche,
die, wie während der ganzen Tour erlebt, auch hier das Leben erträglich
macht. Gut gemeinte Ratschläge bei dem sich einstellenden Gefühl
des Erfrierens nicht wärmenden Unterschlupf zu suchen, sondern lieber
einen Schluck Medizin zu schlucken, wurde unsererseits dankend abgelehnt.
Auch 10 Minuten reichen unter diesen Umständen, einen Eindruck von
einem zugefrorenem Meer, auf welchem riesige Ural mit Schrott beladen
umherfah-ren, zu gewinnen. Bis zu 15 km weit ist das Wasser bis zu 3 Meter
tief zugefroren.

Zum Glück waren wir nicht hier, um uns zu erholen oder Sehenswürdigkeiten
anzusehen, sondern einzig und allein zur Auslösung und Reparatur
des Trucks.
Dafür hielten wir uns in unzähligen (beheizten) Büros auf
und beschäftigten mindestens 80 Staatsbedien-stete, um dann am Ende
eine Strafe von 10 zu bezah-len. Damit war nach zwei Tagen der bürokratische
Teil unserer Unternehmung erledigt, nun folgte die Instandsetzung des
Wagens, welcher ohne Nummernschilder, mit 2 platten Reifen, löchrigen
Bremsleitungen, völlig eingefroren. 
Das mit dem eingefrorenem Diesel wurde klassisch russisch - mit offenem
Feuer - gelöst, Nummern-schilder wurden handgefertigt, Leitungen
gewechselt und geflickt, die Reifen allerdings wurden nur aufge-pumpt,
auch wenn wir auf der Rechnung die Position "2 neue Reifen"
fanden. Ein zu vernachläs-sigendes Problem trat zwischendurch auf,
der Starter erledigte seine Arbeit nicht. Die Lösung war ganz einfach
- der Motorblock mußte nunmehr bei jedem Start freigelegt werden,
um dann mit einem umgebogenem Schrau-bendreher die Kontakte zu verbinden,
worauf der Wagen mit lautem Brimborium meistens ansprang.

Unter Anwendung des alten Tricks so früh gestartet zu sein, kam auch
das notwendige Glück nicht an einer einzigen der 5 Polizeistützpunkte
aufgehalten zu werden. Im Stadtgebiet wurde für uns Polizeischutz
erkauft, doch in der Weite des Landes, waren wir auf uns gestellt. So
wurde die Grenze in Sufenche eine halbe Stunde vor ihrer Öffnung
erreicht und die wodka- oder schlaftrunkenen bewaffneten Sicherheitskräfte
grübelten noch immer, welches bunte Ungetüm an ihnen vorbeigerauscht
war. 
Die Schlange der wartenden Kollegen war wie an allen Grenzen dieser Welt
sehr lang, doch kam hier hinzu, dass die Grenze nur an Werktagen zur Tageszeit
geöffnet ist und auch zum chinesischen Neujahrsfest bleibt der Schlagbaum
für eine Woche unten. Auf Grund des in Vladivostok durch uns aufgewirbelten
Staubes waren die Verantwortlichen der Grenze bestens informiert, so dass
uns eine Sonderbehandlung zu teil wurde.
Ein so unproblematischer Übergang war nicht zu erwarten gewesen.
Nach 90minütiger Kontrolle mit kleineren Schwierigkeiten zogen wir
von dannen, immer wieder hatten die Beamten versucht von uns eine "Rasreschenie"
(Durch-fahrtsgenehmigung) gezeigt zu bekommen.
In 3 Monaten Russland war diese nicht erforderlich gewesen, so taten wir
als wären alle dies betreffenden Russischvokabeln in Vergessenheit
geraten und hatten Glück.


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