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 2002
- Russland
Vom Standort der Kronotex Fussboden GmbH & Co. KG in Heiligengrabe
bis Wladiwostok - 15.000 km 
Zu diesem Projekt gehören zwei erfahrene und aus-dauernde Promoter,
ein Kronotex-Showtruck (ebenso ausdauernd), hochwertiger Kronotex-Laminatfuss-boden
und zum Teil beschwerliche 15.000 km zwischen Heiligengrabe im Nordwesten
Branden-burgs und Wladiwostok in Sibirien.

Wir stellten während der Fahrt über 90 Kontakte mit Kunden und
Geschäftspartnern her. Für den Truck benötigten wir 3.000
Liter Dieselkraftstoff.
Die maximale Temperatur betrug 32 Grad Celsius
und die minimale minus 12 Grad Celsius.
Lesen Sie auf den folgenden Seiten ein paar Auszüge aus dem Tagebuch
eines beeindruckenden, 3 Monate dauernden Projektes.
TEIL 1 - Sechs Tage in Petersburg   
Am Morgen des 04. August startete unsere
Fähre "Translubeca" von Mukran Richtung St. Petersburg
in See. Nachdem wir die letzten Tage vor der Abreise mit den ungeahntesten
Vorbereitungen verbracht hatten, waren wir froh und gespannt auf ereignisreiche
Wochen und Monate.
Das Leben auf der Fähre ist von angenehm entspannter Atmosphäre.
Wir nutzen die Zeit, um mit den vorwiegend russischen Truckerkollegen
in Kontakt zu kommen. Die Russen sind, auch wenn ihr erster Gesichtsausdruck
dieses nicht vermuten lässt, ein gesprächiges und lustiges Volk,
so dass wir viele Tipps und weise Ratschläge für unser Vorhaben
annehmen konnten.

Nach den zwei Tagen Entspannung waren wir aufgeregt, doch frohen Mutes
dem riesigen Land entgegenzutreten und unsere Promotiontour für Kronotex
zu starten. Nach der Passkontrolle folgte der Zollhof, welcher eine ganz
eigene Erfahrung war. Es sei nur so viel gesagt: Es ist eine unheimliche
Bürokratie und für den nicht Eingeweihten kaum möglich
zu durchschauen. Da es Probleme mit den Unterlagen gab, hatten wir einige
Tage Zeit, uns mit Land und Leuten schon ein wenig vertraut zu machen.
Den Wagen mußten wir jedoch auf dem Zollhof zurücklassen.

Der zweite Vormittag unterschied sich nur unwesentlich vom vorangegangenen
Tag. Es hieß Formulare auszufüllen und zu warten. Gegen Mittag
verließen wir dann das Gelände für den Rest des Tages.
Die verbleibende Zeit nutzten wir, touristischen Aktivitäten nachzugehen.
Diese Stadt übt wirklich einen großen Reiz aus. Ein Palast
steht neben dem anderen, ein Goldturm übertrifft den nächsten.
Wir erschlossen uns alles laufend und hatten so genügend Zeit Interessantes
zu bewundern und genau festzuhalten. Zur Kaffeezeit nahmen wir ein Getränk
vor dem Winterpalais sitzend, nach einem Bummel über den Newskij
Prospekt waren wir froh den zweiten Abend an Land in einem russischen
Restaurant zu beschließen.   
Am 4. Tag fühlten wir uns auf dem Zollhof langsam richtig wohl -
nahezu heimisch. Leider wurde auch an diesem Tag nichts zu unseren Gunsten
entschieden und so fuhren wir abends unverrichteter Dinge wieder ins Hotel
zurück. Am nächsten Morgen konnten wir beim Zoll nichts ausrichten,
da unser zugeteilter Zollbeamte frei hatte. Wir beschlossen, den Tag sinnvoll
zu nutzen und nach Peterhof zu fahren, ein kleiner Ort in der Nähe
von St. Petersburg, in dem sich auch das gleichnamige Schloss mit dazugehörigem
Park befindet.
Die Fahrt dahin haben wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln bestritten,
und sie hat uns einiges vom russischen Leben gezeigt. Die Züge werden
von den Russen sehr viel genutzt, und so ist es nicht immer leicht noch
einen Platz auf einer der harten Bänke zu finden. Ungewiss, ob wir
uns überhaupt in dem richtigen Zug befanden, da diese nicht immer
auf dem selben Gleis eintreffen und es auch keine Anzeige gibt, ließen
wir uns auf einer Bank zweifelnd nieder.

Kurz nach der Abfahrt des Zuges, welcher sich als der Richtige herausstellte,
kamen verschiedenste Leute in unser Abteil, die ihre Waren feilboten.
Darunter waren zum Beispiel Orangen und Zitronen, historische Romane,
Taschen, Spielzeug, Stressbälle, Eis etc.. Das Schöne war, dass
die Russen auch wirklich etwas gekauft haben. In Deutschland wäre
es wohl eher so, dass alle aus dem Fenster gucken und so tun, als hätten
sie nichts gehört. Das Schloss mit seinem Park ist wirklich herrlich.
Vor einem zeigt sich ein Becken, welches den Hügel hinunterklettert,
gesäumt an beiden Seiten von goldenen Figuren, die aus Kelchen und
Mündern Wasser in das Becken gießen. So genossen wir einen
sorgenfreien Tag unter der uns wohlwollenden Sonne und sammelten Kraft
für die Dinge, die da kommen sollten.   
Heute, am 10. August, kam dann die erlösende
Nachricht: Wir dürfen unseren Showtruck mitnehmen. Alle Probleme
waren geklärt, sämtliche Formulare unterschrieben und gestempelt
und nichts stand unserer Abfahrt mehr im Wege. Diese plötzliche Freiheit
nutzten wir erst einmal zu einer Tour durch St. Petersburg. Da wir am
Montag den ersten Termin bei einem Kunden haben, sind wir schon einmal
den Weg zu diesem abgefahren, damit beim ersten Promotion-Termin auch
alles klappt.
Das einzige Problem, welches auftrat, war, dass auf Grund der schlechten
Straßenverhältnisse, unser Autoradio in hohem Bogen aus der
Verankerung flog. Das wurde aber so eben mit Klebeband wieder fixiert,
so dass wir uns auch auf der weiteren Fahrt an der russischen Musik erfreuen
können.
TEIL 2 - Saratow-Wolgograd-Togliatti   
Montag, 03. September
Wir sind seit über 4 Wochen unterwegs. Die Zeit ist wie im Flug vergangen.
Mit dem gestrigen Tag erreichten wir Saratov, einen riesigen Ort in einem
Tal an der Wolga gelegen.
Die Nacht verbrachten wir auf dem Parkplatz einer Tankstelle, wo uns ein
platzeigener Wachmann mit einem Fingerzeig auf sein Gewehr versicherte,
daß
wir bei ihm gut aufgehoben seien.
Und das waren wir auch. Jetzt, am nächsten Morgen, ist ein Kronotexlaminatverkäufer
auf dem Weg, uns aus der Nähe des Schlafparkplatzes abzuholen und
uns zu seinem Betrieb zu führen, wo hoffentlich wieder eine erfolgreiche
Promotionaktion auf uns wartet.

Das vergangene Wochenende verbrachten wir in Volgograd. Auf dem Weg dorthin
fuhren wir an Sumpflandschaften vorbei, wobei unser Wagen von riesigen
Fliegenschwärmen belagert wurde. Gedanken an eine frühere Generation
waren dabei nie aus dem Kopf zu verbannen. Natürlich besonders auf
der zentralen Gedenkstätte "Mamajew Kurgan" wurde die Vergangenheit
zur unmittelbaren Gegenwart.

Mit unserem Hotel hatten wir einen Glückstreffer. Es befand sich
direkt neben dem Ort der Stadt, an welchem die Brautpaare ihre Sträuße
ablegen, so daß wir vom Balkon den ganzen Tag Frischvermählte
hätten beobachten können. Die Hochzeitsgesellschaften hier sind
besonders groß und extrem gut zurecht gemacht. Man erkennt das Brautauto
an zwei überdimensionalen Goldringen, die auf dem Auto prangen. Zum
Brautpaar dazugehörige Wagen sind mit der Russlandflagge beklebt.
Am Abend eines jeden Tages liegen riesige Berge Blumen vor den Gedenkstätten,
die in unserem Falle von einer brennenden Fackel beleuchtet wurde.
Auf den Straßen Wolgograds hatten wir mehrere lustige Begegnungen,
die wir anfänglich gar nicht zu deuten wußten. Ein Mann in
einem Jeep fuhr neben uns im dichten Stadtverkehr und gestikulierte wild
zu uns herüber. Wir befürchteten es sei die Polizei, doch als
wir anhielten, stellte er sich alsbald als interessierter Laminatkunde
heraus. Da waren wir froh und halfen ihm aus seiner Not. Zu ähnlichen
Situationen kam es noch einige Male. Nun hoffen wir auf nette Menschen
in Saratov, doch wir glauben, daß wir auch hier kein Problem haben
werden, diese zu finden.   
Donnerstag, 05.September
Scheinbar haben wir auf unserer Reise das Maß für die Zeit
verloren. Dies kann bei den vielen Erlebnissen nicht verwundern. Es rasen
die Zeiger der Uhr und wir reisen mit. Hier im Land wird nur auf der Straße
gerast, ansonsten gibt es kaum Gründe für einen Herzinfarkt.
Unser Aufenthalt in der Stadt war nur kurz, obwohl eine lange Uferpromenade
an der Wolga lockte - doch wir wollten weiter. Ein langer Weg nach Togliatti
lag vor uns. Innerhalb eines uns endlos erscheinenden Tages im Truck durchfuhren
wir den Namensgeber des Lada - Samara. Gegen 21.00 Uhr fanden wir auch
einen bewachten Parkplatz vor den Toren Togliattis. Nach einem köstlichem
Abendbrot aus Tüten und Dosen und einer Runde Karten spielen, vielen
wir dann alsbald in einen tiefen Schlaf.
Wieder weckten uns am nächsten Morgen die Sonnenstrahlen, obwohl
wir so sehr auf Regen hoffen, um unseren Wagen gewaschen zu bekommen,
ohne uns selber die Hände schmutzig machen zu müssen. Nach nur
10 Minuten Fahrt mit einmaligem Stop, um den Weg näher beschrieben
zu bekommen, erreichten wir unseren Bestimmungsort. Noch läuft unsere
Promotionaktion vor dem Baumarkt, wir haben viele Interessenten und steigern
den Umsatz. Morgen nehmen wir die Straße Richtung Nizhniy Novgorod
in Angriff. Der Weg ist 1.000 km lang - da hätte man bereits ganz
Deutschland durchfahren.

TEIL 3 - Novosibirsk-Krasnojarsk 
Samstag, 21.September
Wieder einmal warten wir auf einen Händler für Kronotex-Laminat,
der sich für den heutigen Nach-mittag angekündigt hat, darum
ist kaum an Wochen-ende zu denken. Immer wieder ruft uns der Truck, ihm
etwas Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, oder wir müssen unsere Vorräte
auffüllen, so daß die Zeit niemals lang wird. Unser Aufenthaltsort
ist seit Mitt-woch Nacht Novosibirsk. Mit einer so frühen Ankunft
hatten wir gar nicht gerechnet, doch waren zwei Drittel der Straßen
dem deutschen Niveau sehr ähnlich und schienen noch dazu Berg ab
zu führen. Dabei fuhren wir durch Birkenwälder und Sumpflandschaften,
welche eine faszinierende Aussicht boten.

Mittlerweile haben wir in dieser Stadt fast jeden Baumarkt kennengelernt
(Novosibirsk ist flächenmäßig die drittgrößte
Stadt Russlands und in Folge emsiger Bautätigkeiten auch mit entsprechend
vielen Märkten ausgestattet....). Seit Beginn unserer Promotiontour
hatten wir gestern mal wieder die Gelegenheit mit jemand anderem als uns
selbst, deutsch zu reden. Es war nicht "irgendjemand", es war
der Konsul des hiesigen Generalkonsulats. Über drei Stunden verbrachten
wir in Diskussionen über Russland, Deutschland und beider Zukunft...
Hierbei erfuhren wir interessante Details, die uns unsere Weiterfahrt
mit offeneren Augen betrachten läßt. Gleich neben dem Konsulat
befindet sich der Mittelpunkt (Ost-West-Ausdehnung) Russlands. Vor 10
Jahren, nach Ablösung der Kommunisten, wurde hier wieder eine Kirche
errichtet, die heute auch als Fotopunkt und Blumenablageplatz für
Brautpaare dient. 

Von hier führt der Weg zu unserem Hotel "Sibir" durch einen
wundervollen Park, der sich bereits sehr herbstlich eingefärbt hat
und anschließend durch eine Einkaufszone mit vielen Cafés
und Restaurants; selbst ein Irish Pub gibt es.
Trotz dieser Gegebenheiten werden wir schon morgen Abend wieder viele
hundert Kilometer entfernt sein. Unser Ziel steht noch immer klar am Horizont
und schon jetzt befällt uns ab und an Wehmut, den Truck verlassen
zu müssen.
Noch warten genügend Herausforderungen auf uns: Es gilt Sibirien
zu durchfahren, welches sich momentan recht spätsommerlich mit 24°C
gibt, doch auch schon erste Schneefälle vor einer Woche bot, und
einen Höhepunkt der Fahrt zu erleben - im Baikal-see zu baden. 
Montag, 24. September
Wir befinden uns in Krasnojarsk, der Mittelpunkt Russlands liegt 800 Kilometer
hinter uns und wieder verloren wir eine kostbare Stunde, durch die unaufhaltsame
Zeitverschiebung. Nach einer uns ewig vorkommenden Fahrt über Stock
und Stein erreichten wir in den Morgenstunden das schöne Krasnojarsk.
Wir hatten einmal mehr Glück und fanden ein kleines Familienhotel,
in welchem uns sogar ein Swimmingpool und Sauna zur Verfügung standen.
Bei diesen Bedingungen hätte man fast unseren Aufenthaltsgrund vergessen
können, doch wurden wir schon bald von einem sehr netten Herren in
einem BMW abgeholt.

Das zu besuchende Geschäft lag etwas abgelegen und umgeben von alten
Holzhäusern. Hier waren die Kronotexprodukte noch nicht lange im
Angebot, um so wichtiger war es mit den Leuten zu reden, was bei deren
fröhlicher Lockerheit auch kein Problem war.
Anschließend an unseren Termin lud uns der Chef zu einer Stadtrundfahrt
ein, während welcher wir auch einen Aussichtspunkt besuchten, der
einen wundervollen Blick auf den Jenissej bot. An den Bäumen und
Sträuchern, die den Weg zum Berggipfel säumten, waren unzählige
bunte Bänder befestigt. Ein Brauch, von welchem sich Brautpaare ewiges
Glück versprechen. Die lange Tradition könnte auf Erfüllung
des Wunsches schließen lassen.... Nach dem Abendessen werden wir
baldige Ruhe suchen, um morgen unsere 1100 Kilometer lange Tour Richtung
Irkutsk anzutreten. Eine Wegstrecke, die uns zwingen wird, im herbstlichen,
sibirischen Wald zu nächtigen.

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